Intenationale Deutsche Meisterschaften im Drachenfliegen zusammen mit den SWISS OPEN 2024 | 27.05. bis 02.06.24 am Kandel
(Waldkirch i. Breisgau)
Vorwort von Eva-Maria Schnaith · DGFC Südschwarzwald:
Der DGFC Südschwarzwald richtete nach 2018 und 2022 erneut die Internationale Deutsche Meisterschaft 2024 aus –
diesmal waren der deutsche (DHV) und der schweizerische (SHV) Dachverband gemeinsam die Ausschreibenden.
Aus Vereinssicht bedeutet das einerseits eine Ehre: Start- und Landeplätze samt Infrastruktur werden geschätzt! Andererseits bedeutet solch eine Meisterschaft mit rund 80 Teilnehmenden auch einen grossen organisatorischen Aufwand für die Vereinsmitglieder und gewisse Einschränkungen für die „Freifliegenden“. Der Vorstand des DGFC hat als klugen Schachzug eine Abstimmung unter den Vereinsmitgliedern durchgeführt: das Abstimmungsergebnis sprach klar für die Durchführung der Meisterschaft vom Kandel aus!
Ohne Menschen, welche bereit sind, eine Rundum-Verantwortung zu übernehmen, geht das nicht: für den DGFC hielt Klaus Kienzle seinen Kopf hin, in enger Zusammenarbeit mit dem Vereins-Vorstand, mit Mitarbeitenden der beiden Dachverbände, mit dem Musikverein Bleibach und später mit vielen Mitgliedern, die zur Verfügung standen, um die kleinen und grossen Aufgaben zu übernehmen: Organisieren von Infrastruktur (Strom für das Orga-Zelt und die vielen campierenden Wohnmobile und Zelte, WCs, Absperrungen, Beschilderungen), Koordination von lokaler Öffentlichkeit und Presse, Koordination von StarthelferInnen am Kandel und von RückholerInnen bei Aussenlandungen, Ausschreiben vom begleitenden Landewettbewerb für GleitschirmpilotInnen, Gewinnen von Sponsoren, Absprachen mit dem Musikverein für die Mahlzeiten und die musikalischen Auftritte, etc.
Am Sonntag, dem Tag der Einschreibung für die Wettbewerbsteilnehmenden, waren bereits viele Drachen am Himmel zu sehen – es wurde Bekanntschaft geschlossen mit den Flugbedingungen am Kandel bzw. den umliegenden Landeplätzen, insbesondere in Bleibach. Am Landeplatz fuhr der Bauer das Heu ein und die Störche nutzten die Gelegenheit für ihren Auftritt – eine Polonaise hinter dem Traktor her…
Veranstalter und WettbewerbspilotInnen bangen auch immer um den nicht beeinflussbaren Faktor „Wetter“… der war diesesmal etwas sperrig: am Montag konnte eine Aufgabe über 50km aufgestellt werden, am Dienstag über 100km, am Mittwoch war Regen angesagt (die Teilnehmenden wurden dennoch verpflegt und konnten mit den Zuschauenden auf einer grossen Leinwand viele Filme rund ums Fliegen schauen) und am Donnerstag waren trotz kühl-feuchter Bedingungen alle Piloten am Start und harrten der Lücken in den Wolken. Wettbewerbsleiter Dieter Münchmeyer sagte den Task ab und verlegte die Siegerehrung auf denselben Abend – es war auf allen Seiten Flexibilität gefragt! Als Gegengabe für die Gastgeber und die treuen Zuschauenden am Landeplatz bzw. im Festzelt starteten am Nachmittag noch einige PilotInnen vom verhangenen Kandel aus, um den Wettbewerb in Punktlandungen auszutragen – hier kam es auf eine gute Landeeinteilung und besonnenes Landen an.
Die Siegerehrung war würdigend und konnte in einer kurzen Regenpause draussen und für alle sichtbar vollzogen werden. Ein Mitglied des DGFC hatte wunderschöne Trophäen aus Holz gestaltet und hergestellt, welche neben den gesponserten Preisen verliehen wurden.
Etliche PilotInnen campierten noch eine Regennacht lang, genossen nochmals ein Frühstück am Landeplatz – dann erfolgten die Aufräumarbeiten. Diese zogen sich dank der patschnassen Zelte und Planen noch in die nächsten Tage hinein – der Bauer, der sein Land zur Verfügung gestellt hatte, musste sicher noch längere Zeit durch Matsch und Dreck waten, bis er seine Weiden wieder für das Vieh zur Verfügung stellen konnte.
Dankbare Feedbacks für die Organisation, wunderschöne Bilder im Kopf (siehe unter Galerie) (vgl. dhv-Wettbewerb-Drachen-Liveberichte), Begegnungen zwischen den verschiedenen teilnehmenden Nationen und das Gefühl, gemeinsam etwas geschafft zu haben, blieben als beflügelndes Gefühl übrig.
Bericht von Wettbewerbsleiter Dieter Münchmeyer
(Bereit gestellt von DHV-Regina Glas, 18. August 2024)
Internationale German and Swiss Open Hanggliding
Der Kandel bei Waldkirch im Südschwarzwald ist in diesem Jahr schon zum dritten Mal der Austragungsort für die Offenen Internationalen Deutschen Meisterschaften im Drachenfliegen der FAI-Klassen 1 (Flexible Drachen) und 5 (Hängegleiter mit starren Flügeln). Dazu haben auch die Schweizer ihre Landesmeisterschaft in diesem Wettbewerb mit ausgerichtet. Nach 2018 und 2022 sind wieder rund 80 Piloten am Start. Mehr würden zwar gerne mitfliegen, aber trotz Sperrung großer Teile des Parkplatzes auf dem Kandel als Aufbaufläche ist einfach kein Platz für noch mehr Teilnehmer.
Der Startplatz liegt auf 1200 m Höhe und erlaubt einen grandiosen Blick auf den Schwarzwald und nach Westen über die Rheinebene bis zu den Vogesen. Die Anströmung aus Westen ist ideal. Zum Landeplatz sind es 900 m Höhenunterschied, viel Höhe also, um auch bei schwächeren Bedingungen den ersten Thermikanschluss zu finden. Eine Voraussetzung für einen guten Wettbewerb ist also schon mal erfüllt.
Als zweites braucht es ein Team. Hier konnten wir uns wieder auf Klaus Kienzle und die Mitglieder des DGFC Südschwarzwald verlassen. Wenn Klaus sich eine German Open vornimmt, dann motiviert er alle mitzumachen und dann klappt das auch. Der DHV muss sich dann nur noch um den sportlichen Teil des Wettbewerbs zu kümmern, alles andere ist geregelt. Ich kenne keinen Wettbewerbsort, zu dem man als Meet Director so entspannt hinfahren kann, weil alles so gut eingespielt ist.
Die dritte Zutat für einen tollen Wettbewerb ist das Wetter. Wir kennen das schon aus Vorjahren in den Kandel-Wettbewerben: Die Vorhersage ist eigentlich schlecht, aber dann geht es irgendwie doch. Mal gibt es einen kleinen Durchgang in einem kleinen fliegbaren Wetterfenster und mal bekommen wir trotz mäßiger Großwetterlage einen grandiosen Flugtag. Da in diesem Jahr sechs Wettbewerbstage von Montag bis Samstag und dazu ein Reservetag geplant waren, war eine Absage des Wettbewerbs zu keinem Zeitpunkt eine Option. Irgendwann geht in dieser Zeit was, auch wenn der eine oder andere etwas zweifelnd in die Wetterberichte geschaut hat.
Am Montagmorgen beim Eröffnungsbriefing am Landeplatz sah es gar nicht gut aus. Nachdem Dieter Münchmeyer die lokalen Regeln erklärt, Sicherheitshinweise gegeben und den allgemeinen Ablauf der Wettkampftage beschrieben hatte, bat er alle Piloten zur offiziellen Eröffnung zum Startplatz auf den Kandel. Wir konnten den Verein mit den Vertretern des Landkreises und der Gemeinden ja nicht allein in Kälte und Nebel stehen lassen. Das Task Komitee entschied zur Verwunderung vieler Piloten, dass die Drachen auf den Berg mitgenommen werden. Man muss diese ja nicht gleich aufbauen, runterfahren kann man sie ja auch.
Lange standen wir dann oben im Nebel. Das kleine Büffet für die Offiziellen wurde den Piloten freigegeben und war schnell leer. Währenddessen entschied sich das Taskkommitee für eine Aufgabe. Vom Start auf die andere Talseite nach Freiamt, zurück zur Talmitte, dann das Elztal hinauf Richtung Wendepunkt Schondelhöhe mit großem Radius und dann zur Landung in Bleibach. Gut 50 km Flugstrecke waren für die Starren zu bewältigen, die Aufgabe der Fexis war 4 km kürzer. Mehrfach wurde der Start verschoben, aber es lohnte sich, weiter zu warten, denn langsam hob sich die Wolkenbasis ausreichend hoch über den Startplatz. Um 14 Uhr konnte das Race der Flexis starten, zwanzig Minuten später waren die Starren an der Reihe. Leider war diese Aufgabe nicht lösbar. Während Norbert Kirchner, Markus und Karlheinz Baisch sowie Jochen Zeyher etwa 46 km mit den etwas leistungsstärkeren Starren bis zur selben Wiese schafften und so 240 Punkte für diesen Task möglich machten, kämpften die Flexis vergeblich. Tagessieger wurde hier der Franzose Francois Isoard mit 13 Punkten, Lokalmatador Roland Wöhrle kämpfte zweieinhalb Stunden und konnte am Ende 8 Punkte auf seinem Konto verbuchen. Ein Vorentscheid war dieser Task bei den Flexis sicher nicht. Aber es war wichtig, in beiden Klassen einen gültigen Durchganz zu haben, weil das die Chancen auf eine wertbare Meisterschaft erhöhte. Denn leider entwickelte sich das Wetter so, dass nach dem nächsten Tag mit guter Prognose doch Zweifel an weiteren fliegbaren Tagen aufkamen.
Der Dienstag sollte also der einzige gute Tag werden. Leider war die Basis nicht hoch genug, um sicher weit weg über den Schwarzwald zu fliegen. Bösingen und das Feldberggebiet waren als Wendepunkte im Gespräch. Letztendlich entschieden wir uns aber für die sichere Variante, das Elztal mehrfach rauf und runter zu fliegen. Die Radien der Wendepunkte wurden so groß gesetzt, dass den Piloten viel kreativer Spielraum blieb, wie sie die Aufgabe lösen wollten. Die Flugstrecken betrugen diesmal 104 und 114 km.
Alex Ploner aus Südtirol war der Schnellste in der Flexi-Klasse und konnte dem Zweiten Arne Tanzer aus den Niederlanden fast 4 Minuten abnehmen. Kurz darauf kamen mit Lorenzo di Grandis ein weiterer Italiener und der Schweizer Franz Herrmann ins Ziel. Mit wieder etwas größeren Abstand war Roland Wöhrle der erste Deutsche. Aber wo war Primoz Gricar? Wir hatten ihn doch im Livetracking gleichauf mit Alex aber mit deutlichem Höhenvorteil vor der letzten Wende gesehen. Beim 15 km Wenderadius flog er einfach geradeaus weiter und holte den Punkt mir einem Radius von 3 km. Aber dieser Radius war nur für den ersten Anflug auf diesen Wendepunkt vorgegeben. Was für ein folgenschwerer Copy-Paste-Fehler! Die zusätzlichen 24 km führten dazu, dass Primoz statt als möglicher Erster zeitlich weit abgeschlagen im Ziel landete. Mit Humor nahm Benedikt Braun aus der Schweiz, der als Neunter ins Ziel kam, seine Routenwahl. Zwei Jahre zuvor hatte er einen ganz ähnlichen Task mit einer unkonventionellen Routenwahl gewonnen, aber diesmal ging der Plan nicht auf.
Markus Baisch flog in der anderen Klasse allen voran und holte sich mit seinem Tagessieg auch die Deutsche und Internationale Meisterschaft. Ihm folgten Alfred Mayer, Jochen Zeyher und Norbert Kirchner. Alfred hatte allerdings am Vortag weniger Glück, so dass am Ende Alfred und Norbert auf dem Podest standen.
Am dritten Tag war das Wetter leider nicht zum Fliegen geeignet. So erkundeten die Piloten die schöne Umgebung und die Stadt Freiburg. Einige Piloten sollen sogar versucht haben, den Wettergott im Freiburger Münster gnädig zu stimmen. Genützt hat es jedenfalls nichts.
Die Wetterprognosen für die kommenden Tage waren von einer Vb-Wetterlage gekennzeichnet. In den nächsten Tagen regnete es ohne Unterlass und in Süddeutschland kam es zu schweren Überschwemmungen. An eine Fortsetzung des Wettbewerbs war nicht zu denken. Damit den zahlreichen Zuschauern am Landeplatz nicht ganz enttäuscht wurden, wurde ein Ziellandewettbewerb mit einem kleinen Preisgeld ausgelobt, bei der nur schöne Landungen zählten. Die Siegerehrung konnte dann am Abend stattfinden. Umrahmt vom Bleibacher Musikverein wurden die zahlreichen kunstvoll gestalteten Pokale übergeben. Trotz des suboptimalen Wetters war es ein schöner Wettbewerb mit würdigen Siegern, vielen Zuschauern und einer guten Wirkung in der Region. Wenn alle wieder so an einem Strang ziehen, wird es wieder eine Internationale Deutsche Meisterschaft am Kandel geben. Ganz besonders haben wir uns über die Teilnahme und Unterstützung der Schweizer gefreut. Wir waren gerne Gastgeber und sie waren wunderbare Gäste bei uns.
Ergebnisse:
🇩🇪 Internationale Deutsche Meisterschaft Klasse 1
1 Alex Ploner: (ITA) 996
2 Arne Tänzer: (NED) 957
3 Lorenzo De Grandis: (ITA) 942
🇩🇪 Deutsche Meisterschaft Klasse 1
1 Roland Wöhrle: (GER) 862
2 Oliver Salewski: (GER) 782
3 Primoz Gricar: (GER) 764
Deutsche Meisterin
4 Corinna Schwiegershausen: (GER) 560
🇨🇭Schweizer Meisterschaft Klasse 1
1 Franz Herrmann: (SUI) 927
2 Jean-Daniel Kugler: (SUI) 832
3 Benedikt Braun: (SUI) 816
Klasse 1 Sport
1 Thomas Kägi: (SUI) 246
2 Konrad Lüders: (GER) 226
3 Gerd Laubenthal: (SUI) 95
Internationale und Nationale Deutsche Meisterschaft Klasse 5
1 Markus Baisch: (GER) 1239
2 Jochen Zeyher: (GER) 1143
3 Norbert Kirchner: (GER) 1137
Ergebnisse:
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Eindrücke von der Deutschen Meisterschaft 2024 am Kandel
Videoautor Charlie Jöst (DHV) – Deutsche Drachenmeisterschaft 2024
Wir danken unseren Sponsoren!
An dieser Stelle möchten wir uns auch sehr herzlich bei allen Sponsoren bedanken, ohne die man ein solches Event nicht ausrichten könnte! Vielen Dank!